Vom Rat-Suchenden zum Aktiven: Der Pilzberater

Fragen and Dr. Georg Dünzl, engagiert beim Verein für Pilzkunde München e.V.

In Bayern wachsen ca. 6000 Pilz-Arten, darunter viele ungenießbare und giftige.
Der Verein für Pilzkunde bietet, in Kooperation mit der Landeshauptstadt München, von Anfang August bist einschließlich 07. Oktober eine wöchentliche (montags) Pilzberatung in der Stadtinformation im Rathaus und im Pasinger Rathaus an.

Beim Pilzberater Georg Dünzl in der Stadtinformation im Rathaus (c) cp

Wie kam es dazu? Warum macht er das?

Herr Dünzl kam mehr oder weniger zufällig zu seinem Engagement.
Zwar ist er als Kind mit seinem Vater schon ab und zu ‚in die Schwammerl‘ gegangen.
Mit dem eigenen beruflichen und familiären Engagement und vor allem nach Tschernobyl hat die Begeisterung dann aber merklich nachgelassen.
Bis er vor 6 Jahren beim Joggen auf eine Gruppe von Pilzen stieß, die er nicht kannte. Er ist dann als Rat-Suchender zur Pilzberatung in der Stadtinformation gegangen. Nach diesem ersten Kontakt war er gleich infiziert.

Was ihn an der Pilzkunde fasziniert, ist die Vielseitigkeit der Fachgebiete, die hier eine Rolle spielen: Biologie, Wetter, Geologie, Fotografie und und und.

Und was macht er da?

Einmal wöchentlich gibt es beim Verein für Pilzkunde Vereinsabende mit Fund-Besprechungen und Vorträgen, und an den Wochenenden werden für und mit den Mitgliedern Exkursionen durchgeführt.
Dazu kommt im Spätsommer die Tätigkeit in der Pilzberatung.
Als Arzt im Ruhestand kann Herr Dünzl gut mit Menschen umgehen und hat Erfahrung in der Beratung: er bleibt auch in schwierigen Situationen ruhig.

Er mag den Kontakt mit anderen Menschen, anderen Meinungen. Daher ist er gerne Ansprechpartner für Ratsuchende.

Fundstücke in der Beratung

Es geht bei der Pilzberatung aber nicht nur um ‚Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten in den Müll‘.
Die Ratsuchenden dürfen auch gerne etwas dabei lernen. Der Verein und Herr Dünzl wünschen sich, dass es wieder mehr Wissen über Pilze gibt, dass die Menschen die Merkmale ihrer Funde besser verstehen und beim nächsten Mal ihr neues Wissen anwenden können.

Besonders wichtig ist den Vereinsmitgliedern auch natur-verträgliches, ’nachhaltiges‘ Pilze-Sammeln: „Wenn ich eine Sorte nicht kenne, sollte ich erst mal nicht alle abschneiden. Wenn ich den Pilz dann – gerne mit Hilfe anderer – eindeutig bestimmt habe, kann ich beim nächsten Mal an der gleichen Stelle sicher wieder welche finden.“
Und „vergammelte Pilze können wir nicht bestimmen. Können vielleicht schon, tun wir aber nicht. Vergammelte Pilze isst man nicht. Wenn jemand vergammeltes Obst hat, fragt er auch nicht: ‚Kann man das essen?’“

Schade findet Herr Dünzl, dass das Pilzberatungs-Wesen in Deutschland nicht (mehr) so verbreitet und ausgefeilt ist wie z.B. in der Schweiz, wo jede Gemeinde verpflichtet ist, Pilzberatung zu ermöglichen und zu fördern. „Auch in der DDR war die Pilzberatung Standard. Leider wurde das nach der Wiedervereinigung nicht weitergeführt.“

Froh hingegen ist er über die gute Zusammenarbeit mit der Stadt München, insbesondere mit dem KVR. Und er freut sich, wenn es Interesse für sein Ehrenamt gibt.

Veranstaltungstipp

Und übrigens: Höhepunkt des Vereinsjahrs ist bei den Pilz-Kundigen und Interessierten die Große Pilzausstellung



Die Bilder der vergangenen Ausstellungen sind wirklich beeindruckend!
Dieses Jahr findet sie am Wochenende 13.-15. September statt, in und mit dem Botanischen Garten München.
„Und mit der Hilfe von vielen Ehrenamtlichen.“ Inklusive Kinderprogramm und Pilzberatung.
Danke dafür!

Und danke, Herr Dünzl, für Ihr Engagement und Ihre Bereitschaft, darüber zu berichten!

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Der Verein für Pilzkunde München e.V. ist wie viele andere Pilz-Vereine während des 1. Weltkriegs entstanden (1916) und hat aktuell ca. 400 Mitglieder .
Während des Kriegs begann eine breite intensive Beschäftigung mit (essbaren) Pilzen, da sie als Proteinversorger geschätzt wurden. Es gab sogenannte ‚Kriegspilze‘, die man heute nicht mehr essen würde, die aber in Notzeiten als Proteinquelle genutzt wurden.
Wieder was gelernt! 🙂